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Dekarbonisierung Wiens bis 2040

Wien Energie präsentiert neue Dekarbonisierungsstudie
© Mantarliewa
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Wien will 2040 klimaneutral sein. Wie der Weg zu diesem ambitionierten Ziel konkret aussehen kann, zeigt eine neue Studie des internationalen Wirtschaftsberatungsunternehmens Compass Lexecon im Auftrag von Wien Energie.

Das Wichtigste in Kürze:

  • In der Mobilität werden Erdölprodukte durch Strom ersetzt. Für Raumwärme und Warmwasser wird Erdgas durch Fernwärme und Strom (via Wärmepumpen) substituiert.
  • Geothermie und Großwärmepumpen werden an Stelle von Gas-KWK die dominierende Technologie in der Fernwärmeerzeugung.
  • Die fossile Stromproduktion in Wien wird durch die Ausweitung erneuerbarer Erzeugung und Stromimporte ersetzt.

Die Vision für ein CO2-freies Wien:

Die Wiener Regierungskoalition hat sich auf das Ziel "Wien wird bis 2040 klimaneutral" verständigt. Wie kann das Wiener Energiesystem den neuen politischen Vorgaben gerecht werden? Um diese Frage beantworten zu können, hat Wien Energie im Rahmen einer großangelegten Studie die Entwicklung des Wiener Energiesystems modelliert, wobei die Netto-CO2-Emissionen in Wien bis 2040 auf null reduziert wurden.

Die Studie zeigt die ökonomischen Auswirkungen auf und liefert eine Darstellung, wie die gesetzten politischen Ziele möglichst effizient erreicht werden können. Im Rahmen der Studie wurden die Sektoren Wärme und Klimatisierung, Mobilität und sonstiger Energiebedarf sowie der daraus resultierende Strombedarf analysiert.

Wärmesektor mit größten Herausforderungen

Von allen analysierten Sektoren erfordert der Wärmebereich (Niedertemperaturwärme, d. h. Raumwärme und Warmwasser) die größten Investitionen innerhalb Wiens zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele. Insbesondere die in Wien verbreiteten wohnungsindividuellen Gasthermen sind ab 2040 nicht mehr vorgesehen. Die Dekarbonisierung wird daher nur durch einen umfangreichen Systemwechsel bei Heizen und Warmwasser erreicht. Die Fernwärme spielt dabei eine wesentliche Rolle, während Grüngas in der Individualwärme weitestgehend nicht zum Einsatz kommen soll.

2040 soll 56 % des Wärmebedarfs in Wien über die Fernwärme abgedeckt werden. Geothermie und Großwärmepumpen werden dabei mehr als die Hälfte der Fernwärme produzieren, der Anteil an Heizkraftwerken geht massiv zurück. Während die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen heute rund 52 % der Wärme-Produktion ausmacht, liegt ihr Anteil 2040 nur mehr bei 13 %. Ab den 2030er Jahren werden diese zunehmend mit Grünem Gas betrieben und erreichen so bis 2040 Null-Emissionen. Der übrige Teil wird im Wesentlichen durch die Müllverbrennungsanlagen und Abwärme aus der Industrie abgedeckt.

Elektrifizierung der Mobilität treibt Strombedarf an

Laut Studie ist durch den Hochlauf der Elektromobilität und der Produktion von Wasserstoff für Schwerlastverkehr die Mobilität der stärkste Treiber für zusätzlichen Strombedarf. Dieser wird 2040 bei 3,15 TWh liegen und sich damit im Vergleich im Sektor Mobilität zu heute versiebenfachen.

In Summe führen die analysierten Dekarbonisierungsmaßnahmen zu einer deutlichen Steigerung des Strombedarfs Wiens bis 2040. Ausgehend von 2019 mit ca. 9,5 TWh steigt der Strombedarf laut Studie bis 2040 um circa 65 % auf 15,5 TWh. Gleichzeitig wird durch den Rückgang der Erzeugung in den Wiener kalorischen Kraftwerken, die Stromerzeugung in Wien sinken. Dies kann nicht nur durch den PV-Ausbau kompensiert werden. Der Bedarf von Strom aus dem Umland Wiens wird stiegen.

Der Wärmebedarf hingegen nimmt - trotz Bevölkerungswachstums - durch Effekte der Sanierung und des Klimawandels um 18 % ab. Insgesamt sinkt der Endenergiebedarf Wiens bis 2040 deutlich um rund 27 %.


Investitionen in Wärmesektor zentral

Insgesamt zeigt sich, dass zur Erreichung des Ziels, Wien bis 2040 klimaneutral zu machen, erhebliche Anstrengungen und beträchtliche Investitionen erforderlich sind. Gleichzeitig ergeben sich aus diesen umfangreichen Investitionen aber auch Chancen für den Wiener Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkt.

Der größte Teil der in Wien in den von der Studie umfassten Sektoren erforderlichen Investitionen zur Dekarbonisierung bis 2040 fällt im Wärmesektor (18,6 Mrd. Euro) an - allen voran für die thermische Sanierung, den Wechsel der Heizungssysteme und den Fernwärmeausbau. Jeweils 1,3 Mrd. Euro müssen in den Ausbau erneuerbarer Stromkapazitäten (insbesondere Photovoltaik) und den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur fließen. Zusätzlich wurden die bis 2040 außerhalb Wiens erforderlichen Investitionen in die erneuerbare Stromproduktion zu Deckung des Wiener Bedarfs auf ca. 7,3 Mrd. Euro abgeschätzt.

Wien Energie investiert bis 2026 1,2 Mrd. Euro in den Umbau des Energiesystems - eine Klimamilliarde für Wien. Rund 400 Mio. Euro sind dabei für den Ausbau erneuerbaren Stromproduktion reserviert. Für die Wärmewende nimmt Wien Energie ebenfalls 400 Mio. Euro in die Hand, 200 Mio. gehen in Digitalisierung, Innovation und E-Mobilität und rund 250 Mio. Euro in Versorgungssicherheit.


Investitionen erfordern zielgerichtete Rahmenbedingungen

Die zur Dekarbonisierung Wiens bis 2040 erforderlichen umfangreichen Investitionen erfordern zielgerichtete politische und regulatorische Rahmenbedingungen.

Dies betrifft insbesondere Anreize für:

  • die umfangreiche thermische Sanierung und den Heizungswechsel
  • den Ausbau der Fernwärme und die Investition in dekarbonisierte Produktionstechnologien
  • die Verfügbarkeit und den Einsatz grüner Gase in der Fernwärme- und Stromproduktion
  • die Nutzung von CO2-Abscheidung für sonst nicht vermeidbare fossile CO2-Emissionen
  • die Errichtung von Ladepunkten für Elektroautos - insbesondere im nicht-öffentlichen Bereich
  • den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in Wien und dem Rest Österreichs.

Dekarbonisierungsstudie Wien Energie