Wien startet größte Frauenbefragung
Jetzt sind die Wienerinnen am Wort"Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Vergrößerungsglas und zeigt, dass Frauen besonders unter den Auswirkungen der Krise leiden. Corona hat zu einer Verschlechterung in nahezu allen Lebensbereichen geführt. Es sind überwiegend Frauen, die neben dem Job auch die Betreuung der Kinder, Home-Schooling und die Hausarbeit schultern. Besonders betroffen sind Alleinerzieherinnen - sie gehören zu den großen Verliererinnen in der Pandemie", sagt Gastgeber und SPÖ-Klubvorsitzender Josef Taucher.
Die berufliche Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr massiv verschlechtert, in Österreich fürchtet jede dritte Frau um ihren Job. Zudem wirft die Krise die Gleichberechtigung um zwanzig Jahre zurück. "Die Belastung der Frauen steigt mit der Dauer Pandemie, deshalb setzt Wien alle Hebel in Bewegung, um Frauen noch besser zu unterstützen", so Taucher, der in diesem Zusammenhang Kritik an der türkis-grünen Bundesregierung übt. "Das Schweigen der Kurz-Regierung ist ohrenbetäubend. Seit Ausbruch der Pandemie werden wichtige Maßnahmen verschlafen. Die Rechnung dafür tragen die Österreicherinnen."
Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal, die gemeinsam mit AK-Wien-Präsidentin Renate Anderl als Hauptgast eingeladen war, stellte ein neues Projekt der Stadt Wien vor: Die große Wiener Frauen-Befragung.
"Wir wissen, dass Corona das Leben der Frauen verändert hat. Aber wir wissen nicht genau, wie. Deshalb startet die Stadt Wien eine groß angelegte Frauen-Befragung, um auf Augenhöhe zu erfahren, was die Wünsche für die Zukunft, aber auch Probleme und Sorgen der Wienerinnen sind. Und um danach mit konkreten Maßnahmen auf dieses Ergebnis reagieren zu können. Wir wollen nicht über Frauen, sondern mit Frauen sprechen", so Kathrin Gaal bei der heutigen Klubkonferenz.
Der Start der Umfrage ist bereits in Vorbereitung, das Endergebnis wird für 2022 erwartet. Nach dem Start folgt ein groß angelegter Beteiligungsprozess. Zielgruppe für die Befragung sind alle Wienerinnen.
"Die Bundesregierung kann sich in vieler Hinsicht die Stadt Wien zum Vorbild nehmen, wenn es um konkrete Taten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geht", sagt Renate Anderl, Präsidentin der AK Wien.
"Die Corona-Krise trifft Frauen doppelt und dreifach, sie arbeiten im Handel, Tourismus, Gastgewerbe, wo gerade viele Jobs verloren gegangen sind. Es muss daher viel, viel mehr getan werden."
Wien zeigt es vor, als Beispiel führt Anderl die Aktivitäten des Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (waff) an. "Mit den Ausbildungsinitiativen bekommen Frauen Perspektiven und Chancen in Berufen mit rasant steigendem Personalbedarf, sei das in der Pflege, der Kinderbildung oder in technischen Sparten. Und sie bekommen bei längeren Ausbildungen Stipendien, damit sie sich die Ausbildungen auch leisten können. So fördert man Frauen konkret. Bund, bitte nachmachen!"
Größte Frauen-Befragung Wiens - Wienerinnen sind am Wort
Mindestens 5.000 Wienerinnen sollen zu verschiedenen Schwerpunkten befragt werden - unter anderem Bildung, Erwerbsarbeit, unbezahlte Arbeit, Alltag/Freizeit und frauenspezifische Angebote. Die größte Frauenbefragung Wiens ist in Vorbereitung. Aufbauend auf den Ergebnissen sollen anschließend Maßnahmen gesetzt werden, um Frauen und Mädchen in Wien noch besser unterstützen zu können. "Mir ist wichtig: Frauen dürfen nicht zu den Verliererinnen der Corona-Krise werden. Daher fragen wir nach - um Frauen und Mädchen in Wien in Zukunft mit zielgerichteten Maßnahmen noch besser unterstützen und stärken können. Jetzt sind die Wienerinnen am Wort", so Kathrin Gaal.
ARBEIT. FRAUEN. WOHNEN: Konkrete Maßnahmen für die Wienerinnen
#angepackt1
Insgesamt nimmt die Stadt Wien 2021 rund 10 Millionen Euro in die Hand, um Frauen für bessere Jobchancen zu unterstützen. Das ist ein Plus von 1,3 Millionen Euro. Im kommenden Jahr können davon rund 4.000 Frauen und Wiedereinsteiger*innen profitieren. Das waff-Angebot für Frauen leistet einen wesentlichen Beitrag zu besseren Jobchancen für Frauen und zu einem Schließen der Einkommensschere.
#angepackt2
FRECH (Frauen ergreifen Chancen): Frech ist ein spezielles Programm für beschäftigte Frauen, die sich grundlegend beruflich verändern oder IT-Kompetenzen erwerben wollen. Mit FRECH unterstützt der waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) berufstätige Frauen unabhängig von ihrer Ausbildung bei beruflichen Veränderungen. Frauen, die nicht mehr als 1.800 Euro netto im Monat verdienen, können bei ihrer beruflichen Weiterbildung ab 1.1.2021 mit bis zu 5.000 (bisher 3.700) Euro vom waff rechnen.
#angepackt3
waff-Programm "Karenz- und Wiedereinstieg": Das waff-Programm "Karenz und Wiedereinstieg" richtet sich nicht nur an Frauen, sondern ganz bewusst auch an Männer, die nach der Babypause wieder gut in den Job einsteigen wollen. So unterstützt der waff bei der optimalen Planung des Aus- und Wiedereinstiegs. Ist eine Aus- oder Weiterbildung notwendig, gibt es ab Jahresbeginn 2021 bis zu 4.000 Euro (bisher 2.700) für Weiterbildung.