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"Lebenswerte Klimamusterstadt" - Wien startet größtes Klima-Förderprogramm in der Geschichte

100 Millionen Euro im Kampf gegen die Klimakrise
© Christian Fürthner
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Unter dem Titel "Arbeit.Klima.Innovation. #anpackenjetzt" fand am Mittwoch, 14. April, die dritte Klubkonferenz des SPÖ-Rathausklubs statt - corona-bedingt wurde diese ins Internet verlegt.
Im Vordergrund standen dabei die Themen Klima, Klimakrise und Arbeitsplätze wie auch das neue Förderprogramm "Lebenswerte Klimamusterstadt", welches das bisher größte Klima-Förderprogramm in der Geschichte Wiens ist.
"Wien ist in vielerlei Hinsicht richtungsweisend, vor allem wenn es um Klimaschutz geht. Jeder Euro, den wir in Klimaschutzmaßnahmen investieren, ist eine Investition in Arbeitsplätze, die es gerade jetzt in der Krise besonders braucht", so Gastgeber und SPÖ-Klubvorsitzender Josef Taucher.

Die Klimakrise ist mit der Gesundheitskrise die größte Herausforderung unserer Zeit. Längst sind die Folgen wie zunehmende Hitze auch in Wien spürbar. 2020 war das fünftwärmste Jahr in der Messgeschichte. Auch die Hitzetage, das heißt Tage mit über 30 Grad, nehmen in Wien deutlich zu. Zwischen 1961 und 1990 gab es im Schnitt 9,6 Hitzetage pro Jahr, 2017 bis 2019 waren es bereits 37 bzw. 38 Tage.


Eine Studie der ETH Zürich prognostiziert, dass Wien eine der europäischen Hauptstädte ist, die am stärksten von Hitzewellen betroffen sein wird: Bis 2050 wird - sofern man nicht gegensteuert - die Temperatur im Sommer um 7,6 Grad steigen. Die Sommer wären dann in etwa mit den Temperaturen in Skopje vergleichbar. Die Hauptstadt Nordmazedoniens liegt rund 1.000 Kilometer südöstlich von Wien. Die Auswirkungen auf unser Zusammenleben, die Gesundheit uvm. wären enorm.
"Wir müssen deshalb nicht nur alles tun, um die Klimakrise aufzuhalten, sondern auch unsere Stadt abkühlen. Mit mehr Grün und Cooling-Maßnahmen wollen wir die Lebensqualität in Wien noch besser machen", so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Wien ist seit vielen Jahren Vorreiterin im aktiven Klimaschutz, wie beispielsweise beim Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, der Solarenergie, Gebäudedämmungen sowie mit unzähligen klugen Anpassungsmaßnahmen. "Raus aus dem Asphalt und viel mehr Begrünung und Kühlung auf Plätzen und Straßen ist die Antwort auf die auch bei uns längst spürbaren Auswirkungen der globalen Klimakrise und daher mein zentraler Ansatz in der Stadtplanung", so Planungsstadträtin Ulli Sima.


100 Mio. Förderprogramm "Lebenswerte Klimamusterstadt"


Nun verstärkt die Stadt ihre Anstrengungen erneut und initiiert das größte Klima-Förderprogramm in der Geschichte Wiens. Gemeinsam mit den Bezirken setzt man stark auf Begrünungen, Kühlungsmaßnahmen, Entsiegelung von Beton- und Asphaltflächen, Beschattungen, mehr Wasser und den Ausbau von Parks.
Mit dem neuen Förderprogramm "Lebenswerte Klimamusterstadt" steht ein mächtiges und wirkungsvolles Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel zur Verfügung. Konkret werden in dieser Legislaturperiode 100 Millionen Euro an Förderungen für nachhaltige Klimawandelanpassungsmaßnahmen für mehr Lebensqualität in den Bezirken ausgeschüttet. Bis 2025 stehen somit pro Jahr 20 Mio. Euro Förderung für Projekte der Bezirke im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen zur Verfügung. Je nach Projekt werden 40, 60 oder 80 Prozent von der Stadt aus dem neuen Klimatopf gefördert. Die Untergrenze für förderbare Maßnahmen liegt bei 15.000 Euro.
"Wien soll bis 2040 klimaneutral werden. Wenn wir dieses ambitionierte Ziel erreichen wollen, müssen wir an den großen Schrauben drehen. Dazu gehören der Ausbau der erneuerbaren Energien und mutige Maßnahmen wie das 100 Millionen Euro schwere Klimaförderprogramm, das den Bezirken und Grätzln zugutekommt", sagt Josef Taucher. "Neben den aktiven Klimaschutzmaßnahmen unterstützen wir mit unserem einzigartigen Förderprogramm in den nächsten Jahren ganz konkrete Projekte in den Bezirken, um Hitzeinseln wienweit zu minimieren und unsere Stadt zukunfts- und klimafit zu machen", so Ulli Sima und Jürgen Czernohorszky.


Coole Parks

Wien schafft neuen Grünraum und verbessert bestehende Parks: durch mehr Cooling-Elemente wie Nebelduschen oder Bodenfontänen, Schatten, Entsiegelungen sowie ökologischen und naturnahen Bepflanzungen werden die Parks für die Wienerinnen und Wiener abgekühlt, wie zum Beispiel der Loquaipark in Mariahilf. Schon heuer wird mit 23 Projekten der Grundstein für die Grünraum-Offensive gelegt. Bis 2025 entstehen rund 400.000 m² neue Parkflächen!


Cooling Spots

Bis 2025 sollen weitere Cooling Spots in den Bezirken entstehen. Das sind bepflanzte und beschattete Aufenthaltsräume, in denen Nebelduschen für eine Abkühlung im Inneren um bis zu 6 Grad gegenüber den Außentemperaturen sorgen. Ergänzt werden Cooling Spots meist mit zusätzlichen "Klimabäumen". Diese rund drei Meter hohen Nebelduschen mit einem Durchmesser von bis zu 2,2 Metern kühlen auch die weitere Umgebung des Cooling Spots mit feinem Sprühnebel. Neben der Kühlung durch Wasser sind auch Pflanzen ein wesentliches Gestaltungselement. Mittels großer Bepflanzungströge kommen neue Gräser- und Staudenbeete sowie Bäume zum Einsatz. Zahlreiche schattige Sitzgelegenheiten im Cooling Spot bieten mehreren Personen gleichzeitig Platz und natürliche Kühlung. Bereits realisierte und sehr beliebte Cooling Spots befinden sich am Schlingermarkt in Floridsdorf und im Esterhazypark in Mariahilf.


Baum-Offensive

Bis 2025 werden 25.000 neue Stadtbäume gepflanzt, davon mindestens 3.000 Bäume an mindestens 500 neuen Standorten. 20 Bäume werden etwa am Panoramaweg in Simmering gepflanzt, die die Umgebung einer neuen Schule abkühlen. Wien soll im dichtverbauten Gebiet grüner werden, ob in Parks oder im Straßenraum. Dabei setzt Wien auf klimafitte, robuste Baumarten, auf das Wiener Baumsubstrat für Straßenbäume und verstärkt das Schwammstadt-Prinzip. So werden die Wiener Bäume hitzeresistenter und können ihre kühlende und schattenspendende Funktion bestens erfüllen.


Raus aus dem Asphalt

Eine weitere Maßnahme für die Klimamusterstadt sind neue Begrünungs-Module im Straßenbereich. Dort, wo Baumpflanzungen aufgrund von technischen Einbauten für Wasser, Strom, Fernwärme oder Gas nicht möglich oder sehr teuer sind, werden mit Absprache der Bezirke künftig Asphaltflächen aufgebrochen und mit unterschiedlichen Pflanzen-Modulen bepflanzt. Dazu wurden drei verschiedene Module entwickelt, die sich für die unterschiedlichsten Standorte, wie schattig oder sonnig, eignen. So entstehen statt Beton- und Asphaltflächen natürliche, kühlende und auch optisch ansprechende Grünflächen mit Gräser-Sträucher-Mischungen, die die Grätzl bunter machen, wie zum Beispiel in der Operngasse im 4. Bezirk bereits umgesetzt.


Ausbau Wasserspiel

Gerade Kinder sind stark von der Hitze in der Stadt betroffen. Daher ist es besonders wichtig, mehr Wasserspiele in den Wiener Parks zu errichten. Ziel des Stadtrats Jürgen Czernohorszky: Verdoppelung der Wasserspielmöglichkeiten bis 2025. Für Kinder ist das Spiel mit Wasser ein Vergnügen, in Hitzesommern zudem eine notwendige Abkühlung - auch für die Umgebung des Wasserspielplatzes. So wird zum Beispiel - neben zahlreichen weiteren Cooling-Projekten in den Bezirken - im Frühjahr 2021 eine Wasserspielanlage im Lichtentalerpark im 9. Bezirk entstehen. Im Herbst folgt der Startschuss für einen Wasserspielplatz im Baumgartner Casinopark in Penzing.


Klimafitte Plätze & Straßen

Wo der öffentliche Raum bislang von Beton und Asphalt geprägt war, entstehen gekühlte und begrünte urbane Plätze. Zahlreiche Bäume, Sitzmöbel, Trinkbrunnen sowie Nebelstelen und Wasserspiele kommen zum Einsatz, um die Plätze in der Stadt zu kühlen und in den heißen Sommermonaten für Erfrischung und Spaß zu sorgen. Wichtig: Das bei den Wasserelementen anfallende Wasser wird in die angrenzenden Grünflächen als zusätzliche Bewässerung geleitet. Die Bezirke können entsprechende Plätze und Straßen zur Umgestaltung einreichen, wie sie beispielsweise am "Alser Spitz", in der Schrutkagasse oder Zollergasse oder am Johann-Nepomuk-Vogl-Platz bereits umgesetzt wurden.


Sozialer Klimaschutz

Sei es in der Corona-Krise oder in der Klimakrise - eine verantwortungsbewusste und soziale Politik schützt. Manche können sich vor den Folgen des Klimawandels selber schützen, weil sie genügend Geld und Möglichkeiten dazu haben. Der Großteil der Bevölkerung kann das nicht, braucht diesen Schutz aber genauso: "Seit über 100 Jahren sorgt die Wiener Sozialdemokratie für bessere Lebensbedingungen für alle Menschen in unserer Stadt - und das tun wir auch in Zukunft. Genau deshalb sagen wir dem Klimawandel den Kampf an und setzen wirksame Maßnahmen gegen die immer stärker spürbaren Auswirkungen - das ist sozialer Klimaschutz", so Ulli Sima und Jürgen Czernohorszky.


Rahmenbedingungen für die Förderung

Die Bezirke können Förderungen im Rahmen der Umgestaltung von öffentlichen Räumen zu folgenden Rahmenbedingungen abrufen:

  • Je nach Projektinhalt und Lage im Stadtraum kann die Umsetzung von Vorhaben mit 40 %, 60 % oder sogar 80 % gefördert werden.
  • Anträge können über die zuständigen Fachdienststellen (MA 28 und MA 42) eingereicht werden.
  • Bei größeren Vorhaben sollen auch die Planungskosten (inkl. Bürger*innenbeteiligung) mit 40 % gefördert werden.
  • Bei Schulen und Kindergärten in Bezirkskompetenz wird die Begrünung von Fassaden zum öffentlichen Raum ebenfalls mit 40 % gefördert.
  • Die Untergrenze für förderbare Maßnahmen liegt bei EUR 15.000.

Zu den Pressefotos: 

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